Zielsetzung: Wir untersuchten die Reaktion von Jungen mit ADHS, wenn sie wütend auf einen Freund sind. Aufgrund ihrer Impulsivität und der Schwierigkeit, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren, ist zu erwarten, dass diese Jungen häufiger zu konfrontativen und schädlichen Strategien der Wutregulation greifen und seltener zu Verhandlungs-, Aufarbeitungs- oder Distanzierungsstrategien.
Methoden: Eine Stichprobe von 23 Jungen mit diagnostiziertem ADHS (ohne komorbide Oppositionelle Störung des Trotzverhaltens oder Verhaltensstörung) im Alter von acht bis dreizehn Jahren wurde mit einer altersgleichen Stichprobe von 23 Jungen mit nicht-klinischem Verhalten verglichen. Die Strategien der Wutregulierung wurden anhand eines Selbstauskunftsbogens bewertet: Strategies of Anger Regulation for Children (SAR-C).
Ergebnisse: Der Selbstbericht zeigt keinen Unterschied zwischen Jungen mit ADHS und Jungen ohne ADHS in Bezug auf Konfrontations- und Schädigungsstrategien. Wie erwartet, gaben Jungen mit ADHS an, seltener Distanzierungsstrategien zu verwenden. Sie gaben auch an, seltener über das Ereignis mit dem Freund zu verhandeln oder es neu zu bewerten.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Jungen mit ADHS tendenziell seltener Strategien zur Wutregulierung anwenden, die Impulskontrolle erfordern, als ihre Altersgenossen ohne ADHS. Die Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich der Verwendung von Konfrontationsstrategien, die das Ausleben ihres aggressiven Wutimpulses beinhalteten, weil Jungen mit ADHS (aber ohne komorbide ODD oder CD) möglicherweise nicht die Absicht haben, ihren Freunden langfristig zu schaden und ihr Verhalten daher nicht als aggressiv ansehen.