Angenommen, Sie planen einen Traumurlaub an einem weit entfernten Ort, und eine Fluggesellschaft, von der Sie noch nie gehört haben, bietet einen günstigen Preis. Aber wie sieht es mit dem Sitzabstand, dem Unterhaltungsangebot während des Fluges und vor allem mit der Sicherheit aus?
Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass die kommerzielle Luftfahrt statistisch gesehen sehr sicher ist. Das in den Niederlanden ansässige Aviation Safety Network meldete im vergangenen Jahr 15 tödliche Unfälle mit 556 Todesopfern, bezeichnete 2018 aber dennoch als „eines der sichersten Jahre für die kommerzielle Luftfahrt überhaupt.“ Im Jahr 2017 erlebte die Luftfahrtindustrie ihr bisher sicherstes Jahr, in dem nach Angaben der International Air Transport Association (IATA) rund 4,1 Milliarden Passagiere auf 41,8 Millionen Linienflügen geflogen sind.
Natürlich wollen die Passagiere am Ende des Tages wissen, ob die Fluggesellschaft, mit der sie fliegen, sicher ist, Punkt. Es ist möglich, Unfallberichte in der Datenbank des Aviation Safety Network abzurufen und die Website des National Transportation Safety Board (NTSB) nach Vorfällen in den USA zu durchsuchen. Aber reichen Statistiken allein aus, um zu sagen, ob eine Fluggesellschaft als sicher gilt? Arnold Barnett, George-Eastman-Professor für Managementwissenschaften und Professor für Statistik an der Sloan School of Management des MIT, ist der Meinung, dass es mehr zu beachten gilt.
„Manchmal sagt die Art und Weise, wie ein Zwischenfall gehandhabt wird, mehr über die Sicherheit einer Fluggesellschaft aus als deren mangelnde Sicherheit“, sagt Barnett, der sich seit Jahrzehnten mit den Risiken tödlicher Flugunfälle beschäftigt. Als Beispiel nennt er einen Vorfall aus dem Jahr 1983, bei dem einem 767-Flug der Air Canada aufgrund eines Problems mit der metrischen Umrechnung der Treibstoff ausging und der dank der Kompetenz der Piloten sicher gelandet wurde. Einerseits kann man den Vorfall als einen Makel in der Luftfahrtbilanz der Fluggesellschaft interpretieren, der ihre Sicherheit in Frage stellt, oder man kann ihn positiv sehen, weil die geschulten Piloten ein Problem in einer Drucksituation erfolgreich bewältigt haben.
Während das Thema Flugsicherheit kompliziert sein kann, gibt es einige Instrumente, mit denen man beurteilen kann, ob eine Fluggesellschaft die international anerkannten Sicherheitsstandards einhält.
Betrachten Sie das Land
Die meisten von uns denken bei bestimmten Fluggesellschaften an deren eigene Identitäten. Barnett sagt jedoch, dass es wichtig ist, das Heimatland der Fluggesellschaft zu berücksichtigen, wenn es um die Flugsicherheit geht. Schließlich überwacht und regelt die Luftfahrtbehörde des jeweiligen Landes Dinge wie Ausbildungsverfahren und die Lufttüchtigkeit von Flugzeugen: In den USA ist dies die Federal Aviation Administration (FAA), in der EU die Europäische Agentur für Flugsicherheit und in China die Civil Aviation Administration of China (CAAC). Diese Behörden sind letztlich für die Aufsicht über die Flugsicherheit in ihrem eigenen Land zuständig, orientieren sich aber an internationalen Sicherheitsstandards, um sicherzustellen, dass sie auf derselben Seite stehen.
Hier kommt die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation der Vereinten Nationen (ICAO) ins Spiel. Sie überprüft unter anderem, wie gut die Länder ihre Fluggesellschaften und den Luftverkehr überwachen. (Mit diesem Tool können Sie die Leistungen der Länder vergleichen.)
Länder können auch Beschränkungen für Fluggesellschaften festlegen, die ihren Luftraum anfliegen dürfen. Die USA zum Beispiel tun dies im Rahmen des International Aviation Safety Assessment Program (IASA) der FAA. Die Behörde teilt andere Länder in zwei Gruppen ein: Kategorie 1 für Länder, die über eine akzeptable Luftfahrtaufsicht verfügen, und Kategorie 2 für Länder, die dies nicht tun. Im August 2018 gehörten Bangladesch, Curaçao, Ghana, Sint Maarten und Thailand zu den Ländern der Kategorie 2. Eine Einstufung in Kategorie 2 bedeutet, dass Fluggesellschaften aus diesen Ländern keine neuen US-Dienste aufnehmen können, bis sie Abhilfemaßnahmen ergreifen, während für Länder der Kategorie 1 keine Einschränkungen gelten. Die Liste ist zwar informativ, aber nicht umfassend genug, um die Flugsicherheit im Auge zu behalten, da Länder nach vier Jahren von der Liste verschwinden, wenn sie nicht vorhaben, die USA anzufliegen oder Codesharing mit deren Fluggesellschaften zu betreiben.
Auf der Grundlage von Daten über tödliche Flugunfälle aus den Jahren 2008-2017 teilt Barnett die Länder in Gruppen mit drei Hauptrisikostufen ein, die alle relativ niedrig sind. Nach einem Maßstab liegt die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugunfall ums Leben zu kommen, in Ländern wie den USA, der Europäischen Union und China bei etwa 1 zu 33 Millionen. (Mit anderen Worten: Man könnte jeden Tag im Jahr einen Flug nehmen und wäre im Durchschnitt etwa 90.000 Jahre lang nicht in einen tödlichen Absturz verwickelt). Das Risiko für Länder der Stufe zwei, wie Brasilien, Indien und Thailand, liegt bei 1 zu 7 Millionen. Länder mit dem höchsten Risiko, wie Uganda und Kambodscha, würden auf etwa 1 zu 1,3 Millionen ansteigen.
Prüfen Sie, ob die EU Fluggesellschaften mit einem Flugverbot belegt hat
Die Europäische Union verfolgt einen eher flugzeugzentrierten Ansatz, wenn es um die Einhaltung internationaler Sicherheitsstandards geht. Diese sind in der EU-Luftsicherheitsliste dargelegt; die letzte Version wurde am 28. November 2018 aktualisiert.
Technisch gesehen gibt es zwei Listen: Anhang A, der Fluggesellschaften enthält, die in Europa verboten sind, und Anhang B, der Fluggesellschaften enthält, für die einige Betriebsbeschränkungen gelten. Iran Air zum Beispiel steht auf der B-Liste, weil sie keine Fokker F100 und Boeing 747 in den europäischen Luftraum fliegen darf, höchstwahrscheinlich wegen Bedenken hinsichtlich des Alters und der Lufttüchtigkeit der Flugzeuge. Sie können die Listen als PDF-Dokument herunterladen oder über ein interaktives Tool nach Ländern suchen.
Während in der Liste bestimmte Fluggesellschaften genannt werden, verbietet die EU alle Fluggesellschaften aus einem bestimmten Land, wenn sie der Meinung ist, dass dieses Land einen bestimmten Sicherheitsstandard nicht einhält. Dazu gehören: Demokratische Republik Kongo, Republik Kongo, Dschibuti, Äquatorialguinea, Eritrea, Afghanistan, Kirgisische Republik, Liberia, Libyen, Nepal, Sudan, Sao Tome und Principe sowie Sierra Leone. In einigen Ländern sind nur bestimmte Fluggesellschaften verboten, z. B. Blue Wing Airlines aus Surinam und Avior Airlines aus Venezuela.
Prüfen Sie, ob die Fluggesellschaft ein Sicherheitsaudit durchgeführt hat
Eine international anerkannte Sicherheitsmaßnahme für Fluggesellschaften ist das Operational Safety Audit (IOSA) der International Air Transport Association. Dabei werden Fluggesellschaften daraufhin überprüft, ob sie die internationalen Anforderungen an die Betriebssicherheit erfüllen oder übertreffen, und die Sicherheit einer Fluggesellschaft in Bereichen wie Flugbetrieb, Bodenabfertigung, Sicherheitsmanagement und Wartung untersucht. Eine als IOSA-konform registrierte Fluggesellschaft muss diesen Status alle zwei Jahre erneuern. Im Dezember 2018 waren 432 Fluggesellschaften in das Register eingetragen, und die IATA führt nach eigenen Angaben jedes Jahr mehr als 150 Audits durch. Auf der Website ist ersichtlich, welche Fluggesellschaften sich dem Audit unterzogen haben und wann es abläuft. Laut IATA hatten Fluggesellschaften, die das Audit absolviert haben, 2017 eine fast viermal bessere Unfallrate als diejenigen, die es nicht gemacht haben.
Sehen Sie sich Allianzen an
Die Oneworld-Allianz (zu der American Airlines, British Airways und Cathay Pacific gehören) verlangt von „Oneworld Connect“-Partnern, dass sie das IOSA-Audit aufrechterhalten, und die Star Alliance (zu der United Airlines, Lufthansa und Air Canada gehören) verlangt dasselbe für ihre „Connecting Partner“-Fluggesellschaften. Dabei handelt es sich um Fluggesellschaften, die nicht offiziell zu den Allianzen gehören, aber möglicherweise einige Vorteile mit ihnen teilen. Fiji Airways zum Beispiel arbeitet mit Oneworld nach diesem Modell zusammen und bietet den Mitgliedern der Allianz je nach Stufe Vergünstigungen wie bevorzugtes Einchecken oder Vorteile beim Einsteigen.
Lesen Sie die „Rankings“
AirlineRatings.com verwendet mehrere Informationsquellen, darunter die oben genannten Tools, um die Fluggesellschaften anhand ihrer eigenen Methodik nach ihrer Sicherheit zu bewerten. Im Januar wurde Qantas als die sicherste Fluggesellschaft des Jahres 2018 eingestuft. Das Sieben-Sterne-Rating berücksichtigt verschiedene Faktoren, wobei den IOSA- und ICAO-Audits sowie anderen Faktoren wie dem Flottenalter und der Unfallbilanz einer Fluggesellschaft große Bedeutung beigemessen wird.
Wie ernst sollten Passagiere diese Bewertungen also nehmen?
„Unsere Sicherheitsbewertung ist ein sehr guter Anhaltspunkt dafür, welche Fluggesellschaften am sichersten sind“, sagt Geoffrey Thomas, Chefredakteur von Airline Ratings, und fügt hinzu, dass kein Bewertungssystem perfekt ist. „Das soll nicht heißen, dass Fluggesellschaften, die die IOSA nicht durchlaufen haben, nicht sicher sind. Unserer Meinung nach steht es außer Frage, dass eine Fluggesellschaft mit sieben Sternen sicherer ist als eine Fluggesellschaft mit weniger Sternen.“
Einige Branchenorganisationen, darunter die IATA und die Website für Fluglinienbewertungen Skytrax, lehnen jedoch individuelle Sicherheitseinstufungen von Fluggesellschaften ab und äußern Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit, auf der Grundlage der verfügbaren Daten genaue Einstufungen vorzunehmen.
Das Fazit? Obwohl es in letzter Zeit einige aufsehenerregende Unfälle gegeben hat, gilt das Fliegen immer noch als sehr sicher. Unabhängig davon, wann oder wohin Sie fliegen, können das Land, in dem Sie tätig sind, und die Ergebnisse von Audits eine gewisse Orientierung bieten.