Hintergrund und Überblick: Eine 73-jährige Frau litt seit 4 Monaten unter einem lähmenden linksseitigen Völlegefühl im Ohr, Hörverlust und einem wässrigen Gefühl im Ohr ohne offensichtliche Ursache. Sie hatte einen HNO-Arzt konsultiert, der das Ohr von allen Mittelohrpathologien befreite und dann Belüftungsschläuche in das Trommelfell einführte, um ihre Symptome der Ohrfülle zu lindern. Die Beatmungsschläuche brachten keine dauerhafte Linderung, so dass sie in die Zahnklinik überwiesen wurde.
Fallbeschreibung: Die Patientin hatte keine wesentlichen Symptome einer Kieferfunktionsstörung oder Kieferschmerzen und wurde eindeutig mehr durch ihre Ohrsymptome gestört; sie wies folgende Anzeichen und Symptome auf: eingeschränkte Beweglichkeit des Unterkiefers (37 Millimeter), Krepitation im linken Kiefergelenk (TMJ), aktive Triggerpunkte im linken oberflächlichen Masseter und starke Schmerzen bei der Palpation im linken TMJ (lateral und dorsal). Eine Panoramaröntgenaufnahme und eine Computertomographie des Oberkiefers zeigten moderate degenerative Veränderungen in den Kiefergelenken auf beiden Seiten. Es wurde eine lokalisierte Arthrose (OA) des Kiefergelenks (TMJ-OA) und myofasziale Schmerzen beim Kauen diagnostiziert. Die Autoren boten eine dreimonatige Behandlung an, die eine selbst angewandte physikalische Therapie (Dehnungs- und Wärmepackungen), eine Stabilisierungsschiene für den ganzen Bogen, eine Triggerpunktinjektion und eine Kiefergelenkinjektion mit Triamcinolonacetonid (20 Milligramm) umfasste.
Ergebnisse: Die Patientin berichtete über eine 90-prozentige Verbesserung ihrer Kiefergelenks- und Ohrsymptome als Ergebnis der Behandlungen. Die Autoren spekulierten, dass TMJ-OA und myofasziale Muskelstörungen möglicherweise zu einer Dysfunktion des M. tensor tympani beitragen, was ihre Ohrfülle und Hypoakusis erklären könnte.
Schlussfolgerungen und praktische Implikationen: Die Diagnose und Behandlung einer Kiefergelenksdysfunktion (Schmerz bei Palpation, OA und Bewegungseinschränkung) sollte in Betracht gezogen werden, wenn Patienten Symptome eines unerklärlichen Völlegefühls im Ohr haben und auf eine Ohrinfektion oder eine andere ohrbezogene Pathologie untersucht wurden.